Griechische Gedanken oder γνώμαι aus dem Meer

1

Im Land der Philosophensöhne rauscht wild das Meer heran, reißt mich mit oder wirft mich um, ganz viel Wasser überrollt mich immer wieder, zieht mich hinaus…

will mir sagen: alles fließt! Auch Du! Und philosophische Wellen wiegen schwer, im Massengrab Europas.

2

Auch das Leben ist in Bewegung. Auch Deines! Aus dem Meer, da kommen wir her. Will mir dein kleiner Finger zeigen, mein philosophischer Sohn, der Daktylus ist Anklage und Frage zugleich.

Langsam döst Du ein, berauscht durch die Wellen, dem Sinnbild für den Zustand meines Herzens.

3

Noch weiter auf das Meer hinaus? Flucht in die Ewigkeit… in die Arme der Styx?

4

Ehrfürchtig betrete ich den Boden der Hochkulturen. Und lande in einem alten Hippie-Nest.

5

Höhlen des alternativen Lebens, das Aussteigen in ein anderes Leben, keine Wiederkehr in die Heimat, einfach alles lassen, ein Sturz ins Wagnis… wohin fließt denn alles?

6

Wehe den Besiegten des Lebens!

7

Und doch… ein neues Leben ist immer möglich. Fängt leise, bescheiden, einsam an irgendwo am Ende einer Welt, baut sich langsam wieder auf. Es dauert. Es fließt. Du lebst!

γνώμαι (Gnomai) aus dem Meer… und von den Philosophen dieser Insel.